Buy-Now-Pay-Later- Wenn Bequemlichkeit zur Falle wird
„Jetzt kaufen, später bezahlen“ – ein Versprechen, das verlockender kaum sein könnte. Dienste wie Klarna, PayPal „Später bezahlen“, Afterpay und Riverty sind aus dem Online-Handel nicht mehr wegzudenken. Sie bieten maximale Flexibilität: Die neue Jacke sofort erhalten, aber erst in 30 Tagen oder in bequemen Raten zahlen.
Doch genau diese Bequemlichkeit entpuppt sich für immer mehr Menschen als „Buy-Now-Pay-Later-Falle“. Was als nützlicher Service beginnt, entwickelt sich schleichend zur Schuldenfalle. Das Bezahlen wird abstrakt, der Kaufimpuls sofort befriedigt. Wenn der Überblick über die vielen kleinen Raten verloren geht, schnappt die Falle zu – und der finanzielle Kater ist vorprogrammiert.
„Buy Now, Pay Later“ (BNPL) ist ein Finanzwerkzeug. Doch wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, wie man es benutzt. Hier erfahren Sie, wie Sie die typischen Fallen erkennen und umgehen.

Die Risiken: Warum BNPL gefährlicher ist, als es scheint
evor wir zu den Lösungen kommen, müssen wir die Mechanismen der Falle verstehen:
- Der Verlust des Überblicks: Das Hauptproblem. 80 € hier auf Raten, 30 € dort auf Rechnung in 30 Tagen, 150 € beim nächsten Shop. Einzeln wirken die Beträge klein, doch in Summe sprengen sie schnell das Monatsbudget.
- Die psychologische Falle: Da kein Geld sofort fließt, fühlt sich der Kauf nicht „echt“ an. Die Hemmschwelle, mehr zu kaufen, als man sich leisten kann, sinkt drastisch. Man konsumiert, als wäre das Geld bereits vorhanden.
- Hohe Gebühren bei Verzug: Der Knackpunkt. Die meisten BNPL-Dienste sind kostenlos, solange man pünktlich zahlt. Wird eine Rate oder eine Frist verpasst, fallen oft hohe Mahngebühren und Verzugszinsen an. Diese Kosten machen jedes Schnäppchen zunichte.
- Gefahr für die Kreditwürdigkeit: Werden Zahlungen mehrfach versäumt, kann dies zu Inkassoverfahren und negativen Einträgen bei Auskunfteien wie der SCHUFA führen. Die Falle hat dann langfristige Konsequenzen.
5 Goldene Regeln, um der Falle zu entkommen
Verantwortungsvoller Umgang bedeutet, die Kontrolle zu behalten und den Dienst als das zu nutzen, was er ist: ein kurzfristiger, zinsfreier Kredit – nicht als zusätzliches Einkommen.
Regel 1: Nur kaufen, was Sie sich auch sofort leisten könnten
Die wichtigste Regel, um gar nicht erst in die Falle zu tappen. Nutzen Sie BNPL nicht, weil Sie das Geld nicht haben, sondern weil es bequemer ist (z.B. um Kleidung erst anzuprobieren, bevor man zahlt).
- Fragen Sie sich vor jedem BNPL-Kauf: „Hätte ich das Geld gerade jetzt auf meinem Girokonto, um dies sofort zu bezahlen?“ Lautet die Antwort „Nein“, brechen Sie den Kauf ab.
Regel 2: Führen Sie Buch – Behalten Sie den Gesamtüberblick
Der häufigste Fehler ist, den Überblick über die laufenden Raten zu verlieren.
- Nutzen Sie die Apps: Die meisten Anbieter (wie Klarna) haben Apps, die alle offenen Posten auflisten. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, einmal pro Woche dort hineinzuschauen.
- Erstellen Sie eine Liste: Führen Sie eine einfache Notiz oder Excel-Tabelle: Welcher Betrag ist wann bei welchem Anbieter fällig? Addieren Sie alle offenen Beträge, um die Gesamtschuld zu sehen.
Regel 3: Automatisieren Sie Zahlungen (oder nutzen Sie Erinnerungen)
- Verpasste Fristen sind die teuerste Stufe der Falle. Wenn Sie Ratenkauf nutzen, richten Sie, wenn möglich, einen Dauerauftrag oder eine Lastschrift ein. Wenn Sie „Kauf auf Rechnung“ (z.B. 30 Tage Zahlungsziel) nutzen, tragen Sie sich das Fälligkeitsdatum sofort dick in den Kalender ein oder stellen Sie eine Erinnerung im Smartphone.
Regel 4: Beschränken Sie die Anzahl der Anbieter
- Versuchen Sie, sich auf einen, maximal zwei BNPL-Anbieter zu beschränken. Wer gleichzeitig bei Klarna, PayPal und Riverty offene Posten hat, verliert garantiert den Überblick.
Regel 5: Verstehen Sie die Bedingungen (Das Kleingedruckte)
- Sie müssen wissen, was passiert, wenn etwas schiefgeht. Lesen Sie vor der Nutzung, wie hoch die Mahngebühren sind und ab wann Verzugszinsen berechnet werden. Dieses Wissen allein erhöht oft schon die eigene Zahlungsdisziplin.
Fazit: Werkzeug statt Waffe
Die „Buy-Now-Pay-Later-Falle“ ist real, aber vermeidbar. Diese Dienste sind weder grundsätzlich gut noch schlecht – sie sind neutrale Finanzinstrumente.
Für disziplinierte Nutzer sind sie ein hervorragender Service, um die eigene Liquidität kurzfristig zu steuern und Retouren einfacher abzuwickeln.
Für Menschen, die zu Impulskäufen neigen oder keinen klaren Überblick über ihre Finanzen haben, wird BNPL jedoch schnell zur Abkürzung in die Verschuldung. Wenn Sie merken, dass Sie regelmäßig den Überblick verlieren oder Rechnungen aufschieben müssen, ist der beste Rat: Deaktivieren Sie diese Zahlungsoptionen und kehren Sie zur guten alten Debitkarte oder Vorkasse zurück.
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