Passwort-Wahnsinn: Warum Passkeys die Zukunft sind
Wir alle kennen das Ritual: Ein neues Konto erstellen, ein Passwort ausdenken, das ein Großbuchstaben, eine Zahl und ein Sonderzeichen enthalten muss, es sofort wieder vergessen und schließlich auf „Passwort zurücksetzen“ klicken.
Jahrzehntelang waren Passwörter der Standard für digitale Sicherheit – und gleichzeitig das größte Sicherheitsrisiko. Doch diese Ära neigt sich dem Ende zu. Die Lösung heißt Passkeys.

Was ist ein Passkey eigentlich?
Ein Passkey ist eine neue Art der Anmeldung, die Passwörter vollständig überflüssig macht. Anstatt eine Zeichenkette einzutippen (die gestohlen oder erraten werden kann), nutzen Sie einfach das Gerät, das Sie bereits besitzen – Ihr Smartphone, Tablet oder Ihren Laptop.
Die Technologie basiert auf Standards der FIDO-Allianz, einem Zusammenschluss von Tech-Giganten wie Apple, Google und Microsoft, die sich auf einen gemeinsamen, sicheren Standard geeinigt haben.
Kurz gesagt: Ein Passkey verwandelt Ihr Gerät in den Schlüssel zu Ihren Online-Konten.
Wie funktioniert das technisch?
Hinter den Kulissen nutzen Passkeys asymmetrische Kryptografie (Public-Key-Kryptografie). Das klingt kompliziert, ist aber im Prinzip einfach:
- Das Schlüsselpaar: Bei der Erstellung eines Passkeys werden zwei Schlüssel generiert.
- Der private Schlüssel (Private Key): Dieser wird sicher auf Ihrem Gerät gespeichert (z. B. im Sicherheitschip des iPhones oder Android-Handys). Er verlässt das Gerät niemals.
- Der öffentliche Schlüssel (Public Key): Dieser wird an den Dienst (z. B. Google, PayPal, Amazon) gesendet und dort gespeichert.
- Die Anmeldung: Wenn Sie sich einloggen wollen, stellt der Server Ihrem Gerät eine mathematische Aufgabe. Ihr Gerät löst diese Aufgabe mit dem privaten Schlüssel und sendet die Lösung zurück.
Die Freigabe: Sie bestätigen den Vorgang lediglich per Biometrie (FaceID, Fingerabdruck) oder Geräte-PIN.
Die entscheidenden Vorteile gegenüber Passwörtern
Wir haben eine Übersicht zusammengestellt warum Passkeys die bessere Alternative zu Passwörtern sind:
| Vorteil | Erklärung |
|---|---|
| Schutz vor Phishing | Das ist der größte Pluspunkt. Ein Passkey ist an die spezifische Webseite gebunden. Selbst wenn Sie auf eine täuschend echte Fake-Webseite gelockt werden, wird Ihr Gerät den Login verweigern, weil die Domain nicht stimmt. |
| Keine Server-Hacks | Wenn ein Unternehmen gehackt wird, finden die Angreifer keine Passwörter, sondern nur nutzlose öffentliche Schlüssel. Ihr Konto bleibt sicher. |
| Bequemlichkeit | Kein Merken von komplexen Zeichenfolgen wie Tr!ck&79qL mehr. Ein Blick oder ein Fingerabdruck genügt. |
| Synchronisation | Passkeys werden über die Cloud (iCloud Schlüsselbund, Google Password Manager) sicher zwischen Ihren eigenen Geräten synchronisiert. |
Gerätewechsel & Backup bei Passkeys
Eine der häufigsten Sorgen bei der Umstellung auf Passkeys ist die Frage: „Was passiert, wenn ich mein Handy verliere oder mir ein neues kaufe? Sperre ich mich dann selbst aus?“
Die Antwort hängt davon ab, wie Sie Ihre Passkeys verwalten und ob Sie das Betriebssystem wechseln. Hier ist, was beim Gerätewechsel wichtig ist:
1. Wechsel innerhalb desselben „Ökosystems“ (Der Normalfall)
Wenn Sie von einem iPhone auf ein neues iPhone oder von einem Android-Gerät auf ein neues Android-Gerät wechseln, ist der Prozess extrem einfach.
- Apple: Passkeys werden im iCloud-Schlüsselbund gespeichert. Sobald Sie sich auf dem neuen iPhone mit Ihrer Apple-ID anmelden, sind alle Passkeys automatisch verfügbar.
- Google/Android: Hier übernimmt der Google Passwortmanager die Arbeit. Melden Sie sich auf dem neuen Gerät mit Ihrem Google-Konto an, und die Passkeys werden synchronisiert.
Wichtig: Stellen Sie sicher, dass die Cloud-Synchronisierung (iCloud bzw. Google Sync) auf Ihrem alten Gerät aktiviert war, bevor Sie es löschen.
2. Der Systemwechsel (z. B. von iPhone zu Android)
Hier wird es etwas komplexer, da Apple und Google ihre „Schlüsselbunde“ nicht direkt miteinander teilen. Wenn Sie das Lager wechseln, haben Sie zwei Möglichkeiten:
- Die QR-Code-Methode: Sie wollen sich auf dem neuen Android-Handy einloggen, der Passkey liegt aber auf dem alten iPad? Die Webseite zeigt einen QR-Code an. Sie scannen diesen mit dem alten Gerät (das den Passkey besitzt). Über eine sichere Bluetooth-Verbindung bestätigen Sie den Login. Tipp: Erstellen Sie danach sofort einen neuen Passkey auf dem neuen Gerät.
- Passwort-Manager von Drittanbietern: Dienste wie 1Password, Dashlane oder Bitwarden unterstützen mittlerweile ebenfalls Passkeys. Der große Vorteil: Diese Apps funktionieren systemunabhängig. Wenn Sie Ihre Passkeys dort speichern, haben Sie Zugriff darauf, egal ob Sie Windows, iOS, Android oder macOS nutzen.
3. Die Goldene Regel: Das alte Gerät nicht sofort löschen
Löschen Sie Ihr altes Smartphone oder Ihren Laptop niemals, bevor das neue Gerät vollständig eingerichtet ist. Behalten Sie das alte Gerät noch für ein paar Tage als „Sicherheitsschlüssel“ in der Schublade. Nutzen Sie diese Zeit, um sicherzustellen, dass Sie auf allen wichtigen Diensten (Bank, E-Mail, Social Media) mit dem neuen Gerät Zugriff haben und dort gegebenenfalls neue Passkeys registriert haben.
4. Wiederherstellungsoptionen (Recovery) einrichten
Da Sie kein Passwort mehr haben, das Sie per E-Mail zurücksetzen können, sind alternative Zugangswege wichtig. Hinterlegen Sie bei wichtigen Konten immer:
- Eine Telefonnummer für SMS-Verifizierung.
- Eine alternative E-Mail-Adresse.
- Falls möglich: Einen physischen Sicherheitsschlüssel (z. B. YubiKey) als Notfall-Backup im Safe.
Nachteile und Risiken
Keine Technologie ist perfekt, und man muss so ehrlich bleiben, das es auch bei Passkeys aktuell noch Hürden bei der Gewöhnung gibt:
Geräteabhängigkeit: Sie benötigen Zugriff auf Ihre Geräte. Wenn Sie Ihr Handy verlieren und keinen Cloud-Backup aktiviert haben, kann der Zugang schwierig werden (daher sind Wiederherstellungsmethoden wichtig).
Plattform-Grenzen: Obwohl es besser wird, ist das Teilen von Passkeys zwischen Apple- und Windows/Android-Geräten noch etwas umständlicher als das bloße Abtippen eines Passworts (funktioniert oft über das Scannen eines QR-Codes).
Verfügbarkeit: Noch bieten nicht alle Webseiten Passkeys an, auch wenn die Zahl täglich wächst (z.B. Amazon, Google, WhatsApp, Nintendo unterstützen es bereits).
Fazit: Sollten Sie umsteigen
Ja, absolut!
Passkeys sind sicherer und benutzerfreundlicher als alles, was wir bisher hatten. Sie lösen das Problem des „schwächsten Glieds“ (der Mensch, der „123456“ als Passwort wählt). Auch wenn wir uns noch in einer Übergangsphase befinden, in der Passwörter und Passkeys parallel existieren, gehört die Zukunft eindeutig dem schlüssellosen Login.
Wenn Ihnen ein Dienst heute anbietet, einen Passkey zu erstellen: Tun Sie es.
Beliebte Beiträge
Microsoft Power Platform: Die Low-Code Revolution für jedes Unternehmen
Die Power Platform demokratisiert die IT! Fachabteilungen können ohne Programmierkenntnisse Daten analysieren (Power BI), Apps bauen (Power Apps), Prozesse automatisieren (Power Automate) und Chatbots erstellen (Copilot Studio). Ein Deep Dive in die Low-Code-Zukunft Ihres Unternehmens.
Das Geschäft mit Ihrer Inbox: Wer E-Mail-Adressen kauft, verkauft und was sie kosten
Ihre E-Mail-Adresse ist eine wertvolle Währung. Hacker verkaufen sie im Dark Web, Marketer zahlen für verifizierte Kontakte. Dieser Artikel beleuchtet die Mechanismen des Handels, nennt konkrete Preise pro Datensatz und liefert Tipps, wie Sie verhindern, dass Ihre Daten zur Ware werden.
KI in Hollywood: Die stille Revolution der Traumfabrik
KI in Hollywood ist mehr als nur De-Aging und VFX. Sie analysiert Drehbücher, optimiert Marketing und war zentraler Punkt der WGA- & SAG-AFTRA-Streiks. Erfahren Sie, wie KI die Traumfabrik revolutioniert – zwischen Effizienz, neuer Kreativität und der Sorge um Arbeitsplätze.
Das Herzstück der KI-Regulierung: Was ist das neue „AI-Büro“ der EU?
Das neue EU AI-Büro (Europäisches KI-Büro) ist die zentrale Behörde zur Durchsetzung und Überwachung des AI Act. Es reguliert Hochrisiko-KI und Allzweck-KI-Modelle (GPAI), koordiniert die EU-Staaten und fördert vertrauenswürdige KI-Innovationen in Europa.
Das E-Rezept ist da: Wie es funktioniert und wo Ihre Daten sicher gespeichert sind
Wie funktioniert das E-Rezept? Lösen Sie es einfach per Gesundheitskarte (eGK) oder App ein. Erfahren Sie, wo Ihre Medikamenten-Daten gespeichert werden: Nicht auf der Karte, sondern hochsicher und verschlüsselt im E-Rezept-Fachdienst der Telematikinfrastruktur (TI).
Mehr als nur ein Passwort: Warum die 2-Faktor-Authentifizierung heute Pflicht ist
Warum ist 2-Faktor-Authentifizierung (2FA) heute Pflicht? Weil Passwörter durch Datenlecks & Phishing ständig gestohlen werden. 2FA ist die zweite, entscheidende Barriere (z.B. per App), die Angreifer stoppt – selbst wenn sie Ihr Passwort kennen. Schützen Sie sich jetzt!





















