Gehalts-Schock 2026: Das Ende des Tabus – Warum Gehälter bald öffentlich werden
In Deutschland gilt seit Jahrzehnten die ungeschriebene Regel: „Über Geld spricht man nicht.“ Doch dieses kulturelle Tabu steht vor dem Aus. Bis Juni 2026 muss Deutschland die EU-Entgelttransparenzrichtlinie in nationales Recht umsetzen. Was für Bewerber wie ein Traum klingt, wird für viele Personalabteilungen zum administrativen und kulturellen „Schock“.
In unserem Artikel erfahren Sie, was genau auf Unternehmen zukommt und warum die Vorbereitung jetzt beginnen muss.

Die neue Realität: Was die EU-Richtlinie vorschreibt
Der Kern der Richtlinie ist radikale Transparenz. Das Ziel ist die Schließung der bereinigten Lohnlücke zwischen Männern und Frauen (Gender Pay Gap). Um dies zu erreichen, werden drei zentrale Säulen eingeführt:
Auskunftspflicht in Stellenanzeigen: Arbeitgeber müssen vor dem ersten Vorstellungsgespräch (idealerweise direkt in der Stellenanzeige) transparent machen, was die Position einbringt. Das kann das Einstiegsgehalt oder eine Gehaltsspanne sein. Sätze wie „attraktive Vergütung“ reichen nicht mehr aus.
Verbot der Frage nach dem aktuellen Gehalt: Die beliebte Frage „Was verdienen Sie aktuell?“ wird verboten. Das soll verhindern, dass historisch schlechte Bezahlung in den neuen Job „mitgeschleppt“ wird.
Auskunftsrecht für Mitarbeiter: Bestehende Mitarbeiter erhalten das Recht, Auskunft über die durchschnittlichen Einkommen von Kollegen zu verlangen, die eine gleichwertige Arbeit verrichten – aufgeschlüsselt nach Geschlecht.
Warum das für Unternehmen gefährlich werden kann
Das bloße Hinzufügen einer Zahl in die Stellenanzeige klingt einfach, birgt aber sozialen Sprengstoff. Viele Unternehmen haben keine konsistente Gehaltsstruktur.
Das Szenario: Ein Unternehmen sucht händeringend Fachkräfte und schreibt eine Stelle mit 60.000 € aus. Ein langjähriger Mitarbeiter in gleicher Position sieht die Anzeige, verdient aber nur 52.000 €. Dies führt unweigerlich zu internen Konflikten und Nachforderungen. Unternehmen sind gezwungen, bevor sie Zahlen veröffentlichen, ihre internen Gehaltsbänder zu bereinigen und Fairness herzustellen.
Die strategischen Herausforderungen
- Wettbewerbsnachteil bei niedrigen Löhnen: Wer schlecht zahlt, bekommt gar keine Bewerbungen mehr, da Kandidaten schon vor dem Klick aussortieren.
- Beweislastumkehr: Fühlt sich ein Arbeitnehmer diskriminiert, muss künftig der Arbeitgeber beweisen, dass keine Entgeltdiskriminierung vorliegt – nicht umgekehrt.
- Berichtspflichten: Größere Unternehmen (ab 100 Mitarbeitern) müssen regelmäßig Berichte über ihre geschlechtsspezifischen Lohngefälle veröffentlichen.
Vorteile für den Arbeitsmarkt
Trotz des administrativen Aufwands birgt die Richtlinie Chancen:
- Effizienteres Recruiting: Wenn das Gehalt bekannt ist, bewerben sich nur Kandidaten, für die der Rahmen passt. Das spart beiden Seiten Zeit.
- Vertrauensvorschuss: Unternehmen, die offen mit Gehältern umgehen (wie es in den USA oder UK teils schon üblich ist), wirken modern und fair.
- Marktgerechte Bezahlung: Der Druck sorgt dafür, dass „Dumping-Löhne“ in qualifizierten Bereichen verschwinden.
Handeln statt Abwarten
2026 ist nicht mehr fern, ist aber in Unternehmenszyklen quasi „morgen“. HR-Abteilungen müssen jetzt beginnen, ihre Vergütungsmodelle zu analysieren. Wer erst 2026 reagiert, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern vor allem eine massive Unruhe in der Belegschaft und einen Reputationsschaden am Markt.
Die Ära der Geheimniskrämerei ist vorbei. Transparenz ist die neue Währung.
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