Das große Fressen: Wer überlebt den Streaming-Krieg?
Der Streaming-Markt gleicht einem überfüllten Rettungsboot. Jahrelang drängten mehr und mehr Anbieter hinein, doch jetzt geht die Luft aus. Milliardenverluste, verzweifelte Übernahmegerüchte und das Ende kleinerer Dienste: Die Konsolidierung hat begonnen. Für Kunden bedeutet das: Es wird ungemütlich.
Die goldene Ära des hemmungslosen Wachstums ist vorbei. Jahrelang war „Subscriber Growth“ (Wachstum der Abonnentenzahlen) das einzige, was an der Börse zählte. Es wurde Geld verbrannt, als gäbe es kein Morgen – hunderte Millionen für einzelne Serien, Milliarden für Sportrechte.
Jetzt ist der Kater da. Die Investoren wollen keine Abonnenten mehr sehen, sie wollen Profit. Und der ist Mangelware.

Der Patient: Disney+ und die Milliardenverluste
Selbst der größte Entertainment-Gigant der Welt ist nicht immun. Das Streaming-Geschäft von Disney (Disney+, Hulu, ESPN+) hat dem Konzern über die Jahre Milliardenverluste beschert. Zwar nähert man sich der Profitabilität, aber der Weg dorthin war brutal: Massenentlassungen, drastische Preiserhöhungen und das berüchtigte „Purging“ – das Löschen von Dutzenden Filmen und Serien von der eigenen Plattform, um Lizenzkosten und Restwerte zu sparen.
Wenn selbst Disney kämpft, wie soll es dann der Rest schaffen?
Das Schlachtfeld: Die Jäger und die Gejagten
Die „Abo-Müdigkeit“ der Kunden ist real. Niemand will acht verschiedene Dienste abonnieren. Der Markt ist gesättigt und wird sich unweigerlich selbst bereinigen. Es gibt klare Jäger und klare Gejagte.
Die Gejagten (Wackelkandidaten):
- Ganz oben auf der Liste steht Paramount+. Der Dienst (Heimat von „Star Trek“, „Yellowstone“-Spin-Offs und Top-Gun) ist zu klein, um global mit den Giganten mitzuhalten, aber zu groß, um eine Nische zu bedienen. Seit Monaten geistern Übernahmegerüchte durch die Branche. Skydance, Sony, Apollo – alle scheinen an Teilen des Konzerns interessiert zu sein. Auch Warner Bros. Discovery (HBO Max) ist hoch verschuldet und gilt als potenzieller Fusionskandidat.
- Kleinere Dienste wie Lionsgate+ (Starz) haben sich aus Deutschland bereits komplett zurückgezogen.
Die Jäger (Die Giganten): Wer hat das Geld, um aufzuräumen?
- Apple (Apple TV+): Sitzt auf unvorstellbaren Geldbergen und könnte jeden Konkurrenten (wie Paramount oder Disney) kaufen, wenn sie wollten.
- Amazon (Prime Video): Hat bereits MGM geschluckt und bewiesen, dass es bereit ist, für Kataloge tief in die Tasche zu greifen.
- Netflix: Ist der einzige „reine“ Streaming-Dienst, der profitabel ist.
Was die Konsolidierung für Kunden bedeutet
Wenn Dienste fusionieren oder sterben, ist das für den Kunden selten ein reiner Gewinn:
- Inhalte verschwinden: Wenn Paramount von (z.B.) Sony gekauft wird, was passiert mit den Lizenzen? Serien verschwinden über Nacht, wenn sie im Zuge einer Fusion aus den Bibliotheken „bereinigt“ werden.
- Preise steigen: Weniger Wettbewerb bedeutet höhere Preise. Wenn nur noch 3-4 „Super-Dienste“ übrig sind, können diese die Preise diktieren.
- Die Rückkehr der Bundles: Die wahrscheinlichste Zukunft. Statt einzelner Apps sehen wir Zwangsbündel. In den USA passiert dies bereits (z.B. Disney+ & Hulu). In Deutschland könnten Telekommunikationsanbieter (Telekom, Vodafone) wieder wichtiger werden, die verschiedene Dienste bündeln.
Die Zersplitterung war nervig. Die nun beginnende Konsolidierung wird noch turbulenter. Der „Wilde Westen“ des Streamings ist vorbei – das große Fressen hat begonnen.
Die Qual der Wahl für Streaming-Kunden
Für Verbraucher bedeutet das Jahr 2026 vor allem eines: Die Zersplitterung des Marktes geht weiter.
Die „Entscheidung“, auf die Kunden zusteuern, ist unbequem. Sie müssen abwägen, was ihnen wichtiger ist:
Bei Sky/WOW bleiben: Um die laufenden HBO-Hits wie „House of the Dragon“ zu beenden und gleichzeitig Zugriff auf die Bundesliga, Sport und die neuen Sony-Inhalte zu haben.
Zu HBO Max wechseln (oder zusätzlich buchen): Um die neuen Top-Serien (wie „Harry Potter“) und den gesamten, tiefen Katalog von HBO und Warner (u.a. DC, Discovery+) zu erhalten.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass viele Serienfans künftig zwei Abos benötigen, wo vorher eines reichte. Der „Paukenschlag“ von 2026 ist somit nicht nur ein Problem für Sky, sondern auch für die Geldbeutel der deutschen Streaming-Nutzer.
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