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AdTech-Crash: Die Spam-Blase platzt – Umsätze im freien Fall

Umsätze im freien Fall, Massen-Löschungen von Webseiten und Panik in Publisher-Foren: Der AdTech-Markt erlebt derzeit keine einfache Krise, sondern eine historische Bereinigung. Wer jetzt Geld verliert und warum Werbetreibende aufatmen können.

In den letzten Wochen hat die digitale Werbewirtschaft eine der härtesten Erschütterungen seit Jahren erlebt. In einschlägigen Communities berichten Publisher von Umsatzrückgängen zwischen 70 % und 90 % über Nacht. Was auf den ersten Blick wie ein technischer Defekt wirkt, ist das Ergebnis einer koordinierten Zangenbewegung: Google säubert den Suchindex, und die großen Werbe-Marktplätze (SSPs) werfen minderwertige Seiten raus.

In diesem Artikel wollen wir die Hintergründe der „Spam-Löschung“ analysieren, und erklären, warum die fetten Jahre für Arbitrage-Händler vorbei sind.

Spam-Blase

Themenübersicht

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Die Anatomie des Crashs: Ein toxischer Mix

Der aktuelle Einbruch ist nicht auf einen einzelnen Faktor zurückzuführen, sondern auf das Zusammentreffen zweier massiver Marktkräfte, die im Spätsommer 2025 ihren Höhepunkt erreichten:

A. Die Google-Keule (De-Indexierung)

Google hat mit seinen jüngsten Updates (insbesondere dem „Spam Update“ vom August 2025) die Daumenschrauben drastisch angezogen. Der Fokus lag nicht mehr nur auf einer schlechteren Platzierung, sondern auf der kompletten Entfernung (De-Indexierung) von Webseiten aus der Suche.

  • Das Ziel: Seiten, die primär für Suchmaschinen und nicht für Menschen erstellt wurden („Thin Content“), sowie massenhaft erzeugter KI-Content.
  • Der Effekt: Ohne Indexierung kein organischer Traffic. Ohne Traffic keine Ad Impressions. Für Publisher, die zu 100 % von Google-Traffic abhängig waren, bedeutete dies den sofortigen Totalausfall.

B. Der Supply-Chain-Boykott (MFA-Säuberung)

Gleichzeitig haben Supply-Side-Plattformen (SSPs) wie Magnite, PubMatic und OpenX begonnen, sogenannte „Made-for-Advertising“ (MFA)-Seiten aus ihren Systemen zu verbannen. Diese Seiten zeichnen sich durch ein aggressives Verhältnis von Werbung zu Inhalt aus (High Ad Density) und bieten kaum journalistischen Mehrwert. Getrieben durch den Druck der Werbekunden (Advertiser), die nicht mehr für wertlose Platzierungen zahlen wollten, wurden tausende Domains auf „Blacklists“ gesetzt. Wer auf der Liste steht, bekommt keine Gebote mehr – der Umsatzhahn wird zugedreht.

KI als Brandbeschleuniger

Warum passiert das jetzt? Die Antwort liegt im Aufstieg der generativen KI. Seit 2023 wurde das Web mit KI-generierten Inhalten geflutet. Betreiber konnten mit Tools wie ChatGPT Tausende von Nischen-Artikeln pro Tag erstellen, um Long-Tail-Keywords abzugreifen und Werbung zu schalten.

Diese „Spam-Inflation“ drohte das gesamte programmatische Ökosystem zu entwerten. Die aktuellen Löschungen sind die Notbremse der Industrie: Die Algorithmen von Google und den AdTech-Firmen sind nun in der Lage, die Muster von KI-Spam und MFA-Farmen (z.B. schnelles Scrollen ohne Lesen, extrem hohe Reload-Raten der Anzeigen) zu erkennen und rigoros abzustrafen.

Die Gewinner und Verlierer

Der „Crash“ ist asymmetrisch. Er trifft nicht alle gleich.

  • Die Verlierer: Das Geschäftsmodell „Arbitrage“ ist am Ende. Wer billigen Traffic (z.B. über Social Media Clickbait) einkauft, um ihn auf mit Werbung überladene Seiten zu leiten, verliert seine Geschäftsgrundlage. Diese Akteure sind für den Großteil des Geschreis in den Foren verantwortlich.
  • Die Gewinner: Echte Content-Produzenten und Premium-Publisher. Da Milliarden von „Junk-Impressionen“ aus dem Markt genommen werden, verknappt sich das Inventar. Werbetreibende müssen um die verbleibenden, hochwertigen Plätze konkurrieren, was mittelfristig zu stabilen oder steigenden TKPs (Tausender-Kontakt-Preisen) für Qualitätsmedien führen wird.

Es ist keine Krise, sondern eine überfällige Korrektur 

Was wir als „AdTech-Crash“ bezeichnen, ist in Wahrheit das Platzen einer Blase. Über Jahre flossen Milliardenbudgets in Webseiten, die niemand wirklich lesen wollte. Diese Fehlallokation wird nun korrigiert. Für Werbetreibende ist das eine exzellente Nachricht: Das Budget landet endlich wieder dort, wo echte menschliche Aufmerksamkeit ist – auch wenn der Weg dahin kurzfristig holprig ist.

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Quellen und Referenzen

Unser Artikel stützt sich auf Marktanalysen und Berichte aus dem Zeitraum 2024–2025:

  • Search Engine Roundtable / Google Search Status Dashboard: Dokumentation der Google Spam Updates (August 2025) und Berichte über massive De-Indexierungswellen bei Nischenseiten.
  • ANA (Association of National Advertisers): Der wegweisende „Programmatic Media Supply Chain Transparency Study“-Report, der aufdeckte, dass ~21 % der Programmatic-Budgets auf MFA-Seiten verschwendet wurden (Auslöser des Drucks auf SSPs).
  • Adalytics Research: Diverse Untersuchungen („Cash for Trash“), die nachwiesen, wie Top-Marken auf Spam-Farmen ausgespielt wurden.
  • Fachpresse (AdExchanger, Digiday): Berichterstattung über die Maßnahmen von SSPs (Magnite, PubMatic, OpenX) zur Blockierung von MFA-Domains.
  • Branchen-Diskurs: Aggregierte Berichte aus AdOps-Communities (z.B. Reddit r/adops) über Umsatzrückgänge bei betroffenen Publishern.
  • Bildmaterial: Google Banana Pro

Über den Autor:

Michael W. Suhr | Baujahr 1974Dipl. Betriebswirt | Webdesign- und Beratung | Office Training
Nach 20 Jahren in der Logistik habe ich mein Hobby welches mich seit Mitte der 1980er Jahre begleitet zum Beruf gemacht, und bin seit Anfang 2015 als Freelancer im Bereich Webdesign, Webberatung und Microsoft Office tätig. Nebenbei schreibe ich soweit es die Zeit zulässt noch Artikel für mehr digitale Kompetenz in meinem Blog.
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