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Der stille Traffic-Killer:
Wie Googles KI-Suche Content Creatorn das Leben schwer macht

Seit Jahrzehnten galt im Internet eine ungeschriebene Regel: Wer eine Frage hat, googelt sie. Google liefert eine Liste blauer Links, der Nutzer klickt auf das vielversprechendste Ergebnis und landet auf der Webseite eines Content Creators – sei es ein Blog, ein Magazin oder ein Fachforum. Dieser Pakt war die Grundlage der Creator Economy: Wir liefern den Content, Google liefert den Traffic.

Doch dieser Pakt wird gerade neu verhandelt, und zwar einseitig. Mit der Einführung von „AI Overviews“ (KI-Übersichten), ehemals bekannt als Search Generative Experience (SGE), verwandelt sich Google von einer Suchmaschine in eine Antwortmaschine. Für den Nutzer ist das bequem. Für die Menschen, die das Wissen für diese Antworten mühsam erstellen, könnte es eine existenzielle Bedrohung sein.

google-ki-suche

Themenübersicht

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Teil 1: Was ist Googles KI-Suche und wie funktioniert sie?

Um das Problem zu verstehen, müssen wir die Technologie dahinter begreifen. Wenn Sie heute (Stand Oktober 2025) eine komplexe Frage bei Google eingeben, sehen Sie oft nicht mehr nur eine Liste von Links, sondern ein prominent platziertes Feld ganz oben auf der Seite: die KI-Übersicht.

Diese Übersicht ist keine einfache Kopie von einer Webseite. Stattdessen funktioniert sie so:

  • Analyse der Suchanfrage: Googles KI versteht die Absicht hinter Ihrer Frage.
  • Scannen und Synthetisieren: Der Algorithmus durchsucht die Top-Ranking-Webseiten zum Thema, extrahiert die relevantesten Informationen und fasst sie zu einer kohärenten, direkten Antwort zusammen.
  • Präsentation der Antwort: Diese neu generierte Antwort wird dem Nutzer direkt auf der Suchergebnisseite präsentiert, oft mit einigen wenigen Quell-Links am Rande.

Im Grunde liest Google die besten Artikel für Sie und gibt Ihnen eine Zusammenfassung. Der Nutzer bekommt seine Antwort, ohne die Google-Seite jemals verlassen zu müssen. Und genau hier beginnt das Problem. 

Teil 2: Die Kernherausforderung – Warum die KI-Suche für Creator gefährlich ist

Die Bequemlichkeit für den Nutzer hat einen hohen Preis, den vor allem die Content-Ersteller zahlen. Die Bedrohung lässt sich in vier Kernprobleme unterteilen:

1. Der Aufstieg der „Zero-Click Searches“ (Null-Klick-Suchen)

Dies ist der mit Abstand größte Schmerzpunkt. Wenn die Frage des Nutzers direkt in der KI-Übersicht vollständig beantwortet wird, gibt es keinen Grund mehr, auf einen der darunter liegenden Links zu klicken. Jede Suche, die auf der Google-Seite endet, ist eine „Zero-Click Search“.

Die Folge: Dramatischer Einbruch des organischen Traffics. Eine Webseite, die gestern noch auf Platz 1 für eine wichtige Frage rankte und Tausende Besucher pro Tag bekam, erhält heute vielleicht nur noch einen Bruchteil davon, weil die KI die Antwort liefert und den Klick abfängt.

2. Die Zerstörung des Monetarisierungsmodells

Für die meisten unabhängigen Publisher und Blogger ist Traffic die Währung. Ohne Besucher auf der Webseite bricht das Geschäftsmodell zusammen.

  • Werbeeinnahmen: Weniger Besucher bedeuten weniger Anzeigenaufrufe (Impressions) und damit direkt weniger Einnahmen.
  • Affiliate-Marketing: Wenn niemand mehr auf einen Artikel über „die besten Kaffeemaschinen 2025“ klickt, klickt auch niemand mehr auf die darin enthaltenen Affiliate-Links zu Amazon & Co. Die Einnahmen versiegen.

Verkauf eigener Produkte: Ob E-Books, Online-Kurse oder Beratungsleistungen – ohne Traffic erfahren potenzielle Kunden gar nicht erst von den Angeboten.

3. Die Devaluation von Expertise und Marke (Das „Content-Smoothie“-Problem)

Googles KI nimmt Inhalte von mehreren Quellen, wirft sie in einen Mixer und serviert einen generischen „Content-Smoothie“. Dabei gehen entscheidende Elemente verloren:

  • Autorenschaft und Stimme: Der einzigartige Stil, die persönliche Erfahrung und die mühsam aufgebaute Expertise des Autors verschwimmen in einer neutralen KI-Antwort. Wer bekommt die Anerkennung für das Wissen?
  • Branding und Vertrauen: Nutzer bauen eine Beziehung zu Marken und Personen auf, nicht zu einem Algorithmus. Wenn sie die Originalquelle nicht mehr besuchen, geht diese Bindung verloren. Das E-E-A-T-Prinzip (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness), das Google selbst jahrelang predigte, wird durch die eigene Technologie untergraben.

4. Der Kampf um die verbleibenden Krümel

Die wenigen Links, die in der KI-Übersicht oder direkt darunter noch angezeigt werden, sind nun wertvoller und umkämpfter denn je. Dies führt zu einer weiteren Zentralisierung der Macht bei bereits riesigen, etablierten Medienmarken, die Google als absolut vertrauenswürdig einstuft. Kleinere Nischenblogs oder unabhängige Experten haben es noch schwerer, überhaupt als Quelle in Betracht gezogen zu werden.

Teil 3: Strategien im Zeitalter der Antwortmaschine – Was können Creator jetzt tun?

Die Situation ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Es erfordert jedoch ein radikales Umdenken. Wer weiterhin nur simple „Was ist…“-Fragen beantwortet, wird von der KI ersetzt. Die Zukunft liegt darin, das zu liefern, was eine KI (noch) nicht kann.

Gehen Sie über die Fakten hinaus: KI ist exzellent darin, Fakten zusammenzufassen. Konzentrieren Sie sich auf Inhalte, die auf einzigartiger Erfahrung, tiefgehender Analyse, kontroverser Meinung und persönlichen Fallstudien basieren. Erzählen Sie Geschichten, die eine KI nicht erfinden kann.

Bauen Sie eine Community, nicht nur eine Webseite: Der wichtigste Schritt ist, die Abhängigkeit von Google zu reduzieren. Bauen Sie direkte Kanäle zu Ihrem Publikum auf.

  • E-Mail-Newsletter: Der direkteste und wertvollste Draht zu Ihren Lesern. Geben Sie den Leuten einen Grund, sich anzumelden (exklusiver Content, Rabatte, persönliche Einblicke).
  • Social-Media-Gruppen & Foren: Schaffen Sie einen Ort für den Austausch, an dem Ihre Marke im Zentrum steht.
  • Werden Sie zur Destination-Brand: Ihr Ziel muss es sein, dass die Leute nicht nach „Rezept für Apfelkuchen“ googeln, sondern direkt auf Ihre Koch-Webseite gehen, weil sie wissen, dass es dort die besten Rezepte gibt. Bauen Sie eine Marke auf, die für Qualität und Vertrauen steht.
  • Diversifizieren Sie Ihre Plattformen: Setzen Sie nicht alles auf eine Karte.
  • YouTube: Ist die zweitgrößte Suchmaschine der Welt und bietet eine viel direktere persönliche Bindung.
  • Podcasts: Ein intimes Medium, um Expertise und Persönlichkeit zu vermitteln.
  • Nischen-Plattformen: Je nach Thema können auch Plattformen wie Pinterest, LinkedIn oder TikTok wertvolle Traffic-Quellen sein.

Fazit: Der unfaire Pakt

Google befindet sich in einem Dilemma. Um im Wettbewerb mit anderen KI-Tools relevant zu bleiben, muss es schnelle, direkte Antworten liefern. Gleichzeitig sägt es damit an dem Ast, auf dem es sitzt: dem riesigen, dezentralen Ökosystem von Content-Erstellern, das das Web erst reichhaltig und vielfältig macht.

Für uns als Creator bedeutet das:

Die goldenen Zeiten des einfachen SEO-Traffics sind vorbei. Es reicht nicht mehr, nur eine Antwort zu geben. Wir müssen der Grund sein, warum jemand überhaupt eine Frage stellt. Wir müssen von reinen Informationslieferanten zu vertrauenswürdigen Beratern, inspirierenden Persönlichkeiten und unverzichtbaren Community-Leadern werden. Die Aufgabe ist ungleich schwerer geworden, aber sie ist der einzige Weg nach vorn.

Über den Autor:

Michael W. Suhr | Baujahr 1974Dipl. Betriebswirt | Webdesign- und Beratung | Office Training
Nach 20 Jahren in der Logistik habe ich mein Hobby welches mich seit Mitte der 1980er Jahre begleitet zum Beruf gemacht, und bin seit Anfang 2015 als Freelancer im Bereich Webdesign, Webberatung und Microsoft Office tätig. Nebenbei schreibe ich soweit es die Zeit zulässt noch Artikel für mehr digitale Kompetenz in meinem Blog.
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